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Die deutschen Landsknechte. Söldner der Renaissance im 16. Jh.

Die deutsche Landsknechtsmode des 16. Jahrhunderts war ein kühner und farbenfroher Stil, der den extravaganten Charakter der Soldaten, die sie trugen, widerspiegelte. Die Kleidung zeichnete sich durch leuchtende Farben, komplizierte Muster und übertriebene Proportionen aus. Dieser Stil hob sich von der eher gedämpften Mode der Zeit ab und wurde zu einem Symbol der deutschen Renaissance.

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Deutsche Landsknecht Trachten um 1520.

Die deutschen Landsknechte.

Söldner des ausgehenden Mittelalters. Deutsche Renaissance.

Die deutschen Landsknechte waren Söldner mit einem beachtlichen Ruf, die durch das Europa des späten 15. und 16. Jahrhunderts zu einer wichtigen Militärmacht wurden. Sie bestanden überwiegend aus deutschen Söldnern und unterstützenden Fußsoldaten und erlangten den Ruf, die universellen Soldaten des frühneuzeitlichen Europas zu sein.

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Deutsche Landsknechte.Erstes Drittel des 16. Jahrhunderts.

In seiner Anwendung auf Söldner wird der Begriff Landsknecht erstmals in den 1480er Jahren erwähnt und soll Soldaten der schwäbischen Tiefebene, im Gegensatz zu den „Hochland“-Söldnern der Schweiz, bezeichnen.

Bereits im Jahre 1500 wurde der Begriff als Lanzknecht etymologisiert, was auf eine Ableitung von „Lanze; Pike“ schließen lässt. Der moderne Begriff Landser basiert möglicherweise auf Landsknecht, wie auch der Name des französischen Kartenspiels Lansquenet.

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Hans von Pienzenau, Verteidiger der Feste Kufstein in Tirol, wird mit seinen adeligen Genossen enthauptet. Unterschrift: „Wie der weiß kunig ain sonder stark Slos mit seinem geschürz gewann“ Charakteristisch für Tracht und Bewaffnung der Landsknechte Maximilians. Holzschnitt von Hans Burgmaier aus dem Weißkunig.
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Kaiser Maximilian I. Holzschnitt von Albrecht Dürer 1519.

Maximilian I., Heiliger Römischer Kaiser von 1493 bis 1519, bildete 1487 die ersten Landsknecht-Söldnerregimenter. Er rief Georg von Frundsberg (1473-1528), manchmal auch Vater der Landsknechte genannt, auf, ihm bei der Organisation zu helfen. Landsknechte kämpften später in fast jedem Feldzug des 16. Jahrhunderts, manchmal auf beiden Seiten der feindlichen Heere.

Die deutschen Landsknechte, die in bewusster Nachahmung der Schweizer Reisläufer * (und zunächst mit Schweizer Instruktoren) ausgebildet wurden, trugen schließlich zur Niederlage der gefürchteten Schweizer Piken bei, deren Kampfformationen – zu abhängig vom Nahkampf – durch die erhöhte Feuerkraft von Arquebuse (Hakenbüchse) und Artillerie verwundbar wurden. Französische Artillerie oder spanische Feuerkraft hatten den Schweizer Formationen zuerst schwere Schläge versetzt. Nachdem dies geschehen war standen die Landsknechte mit ihren Piken bereit um die erschöpften Schweizer Angriffssäulen abzuwehren.

*Reisläufer: Reislaufen, die Reise – der Kriegszug.

Die Landsknechte waren konservativ im Umgang mit Waffen und enthielten eine große Mehrheit der Pikeniere (schwere Infanterie). Sie neigten jedoch mehr zum taktischen Einsatz von Schusswaffen als die Schweizer, weil sie dadurch weniger auf den jähen Ansturm zum Nahkampf angewiesen waren. Als kaiserliche Soldaten kämpften sie oft in Formationen mit Spaniern während der Herrschaft des Königs von Spanien und des Heiligen Römischen Kaisers Karl V. Die Spanier setzten die Arquebuse und später verstärkt die Muskete anstelle der Pikeniere ein.

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Pertuisanier. Leibwächter von Karl V. mit Partisane. Schweizer Hellebardier, 16. Jh.

Rekrutierung

Landsknechte kamen traditionell aus Schwaben, dem Elsass, Tirol und dem Rheinland. Die Regimenter wuchsen je nach den Umständen von 4.000 auf 10.000 Mann an, oder sogar noch größer, z.B. die 12.000 Landsknechte, die Frundsberg 1526 für seinen Feldzug in Italien sammelte. Es lag vor allem an deren Flexibilität, die es ermöglichte sie unter verschiedenen Kampfbedingungen einzusetzen.

Der Obrist im Rang eines Obersten Feldhauptmannes oder General-Obristen, erhielt vom Kaiser Rekrutierungsaufträge zur Bildung von Regimentern, mit einem Oberstleutnant und verschiedenen Regimentsstäben, Einheiten die in Kompanien mit einem Hauptmann sowie Fähnriche unterteilt waren.

Andere Ränge waren der Schultheiß als Richter im Hauptmannsrang und der Quartiermeister der für die Lagerangehörigen zuständig waren. Der Tross bestand aus den Gefolgsleuten oder dem „Gepäckzug“, der mit jeder Landsknecht-Einheit reiste und die militärischen Notwendigkeiten, das Essen und die Habseligkeiten jedes Soldaten und seiner Familie trug. Der Tross bestand aus Frauen, Kindern und Handwerkern.

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Ein Fahnenschwenker der Landsknechte zu Anfang des 16. Jahrhunderts. Stich von Albrecht Dürer.
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Albrecht Dürer. Das Männerbad. Holzschnitt. Um 1498. Orig. 0,39 : 0,28.
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Landsknechtzug mit Troß um 1540. Nach dem großen Holzschnitt von Hans Sebald Beham, verkleinert in Kupfer gestochen von de Bry. Das Zeitalter der Reformation.
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Tross des Heeres. Um 1530. Nicolaus Meldemann.

Kampftaktik, Bewaffnung.

Landsknechte wurden im Umgang mit den berühmten langen Piken geschult und benutzten die von den Schweizern entwickelten Pike-Quadrat-Formationen. Die Mehrheit der Landsknechte benutzte Piken, aber andere die den Pikenieren taktische Hilfe leisten sollten, benutzten entsprechend andere Waffen. Ein erfahrener Landsknecht konnte zum Beispiel als Doppelsöldner eingestuft werden, der als gepanzerter Soldat als Rückgrat für die Formation diente (und dafür doppelt bezahlt wurde) und neben der Pike auch alternativ mit einer 1.8 bis 2,4 m langen Hellebarde oder einem bis zu 180 cm langen Zweihänder Schwert (Flamberger), kämpfte. Diese großen Kriegsschwerter konnten benutzt werden, um die Piken beiseite zu schlagen und Unordnung unter den eng geordneten feindlichen Pikenieren zu schaffen, um ihre Linien zu durchbrechen. Andere Doppelsöldner waren mit einer frühen Zündschlosswaffe, der Hakenbüchse oder Arkebuse oder Armbrust bewaffnet mit denen sie die Flanken der Pikeniere angriffen.

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Formation der Landsknechte und Artillerie. Leonhart Fronsberger, Kriegßbuch. Ander Theyl, 1573.
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Hans Holbein der Jüngere. Schlachtenszene (Detail) c. 1530. Albertina, Wien. Schweizer Reisläufer und Landsknechte im grausamen Handgemenge, dem sog. „Chlechten Krieg‘.

Der primäre Einsatz des Zweihänder-Schwertes bestand jedoch darin, als Wache für den Fahnenträger zu dienen, da es eine Waffe ist die es erlaubt sich vieler Gegner zu erwehren. Die Schweizer Landsknechtsgegner hatten den Einsatz dieser Schwerter im späten 15. Jahrhundert ausdrücklich verboten, da sie es für die eingeschränkte Art der Pikenier Kriegsführung ungeeignet hielten, auch wenn sie die kürzeren Langschwerter bis ins und durch das 16.Jahrhundert hindurch beibehielten. „Doppelsöldner“ bedeutete „Doppelverdiener“, weil sie doppelt so viel Lohn erhielten wie ihre weniger erfahrenen Kollegen.

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Katzbalger. Landsknechte mit Zweihänder.

Die Landsknechte benutzten von 1500-1520 auch Kriegsmesser, ein gebogenes Schwert am Gürtel, die Klinge nackt ohne Scheide. Diese universelle Landsknecht-Waffe war ein Kurzschwert namens Katzbalger, das zusätzlich zur Hauptwaffe der Landsknecht getragen wurde. Tatsächlich galt der Katzbalger als das eigentliche Symbol der Landsknechte. Andere Landsknechte benutzen die Arquebuse, den Vorläufer der Muskete. Als die Landsknechte gegründet wurden, stellten die Arquebusiere bis zu einem Achtel der Gesamtzahl der Soldaten, wobei die Zahl allmählich auf etwa ein Viertel anwuchs.

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Landsknechte 1510-1550.

In den 1490er Jahren gelang es den gut ausgebildeten Landsknechten deutlich größere friesische Armeen zu besiegen. Paul Dolstein schrieb über die Belagerung von Älfsborg im Juli 1502, als er für den König von Dänemark kämpfte: „Wir waren 1800 Deutsche, und wir wurden von 15000 schwedischen Bauern angegriffen…. wir schlugen die meisten von ihnen tot um„. 1521 rekrutierten die Spanier deutsche Infanteristen, um ihr Land gegen die Franzosen zu verteidigen, weil, wie sie sagten, „unsere Infanterie in der Heimat nicht so gut funktioniert wie im Ausland„. In der Schlacht von Bicocca und der Schlacht von Marignano (1515) haben sie die berühmten Schweizer Pikeniere besiegt.

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Georg von Frundsberg 1473-1528.

Die Landsknechte übernahmen die hussitische Taktik, einen Ring von Protzen (einachsiger Karren, der zum Transport eines Geschützes mit der Lafette verbunden wird) und Wagen, umgeben von Kanonen, mit dem Lager in der Mitte, zu schaffen. Während viele Landsknechte in solchen Stellungen in Zelten lebten, bauten sie in behelfsmäßigen Situationen oft rohe Hütten aus Stroh und Lehm, unterstützt von Piken und Hellebarden.

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Fahrende Wagenburg. Mittelalterliches Hausbuch des Fürsten Waldburg-Wolfegg.

Landsknechte als Elitetruppen.

Die kaiserlichen Landsknechte waren maßgeblich an vielen Siegen des Kaisers beteiligt, darunter die entscheidende Schlacht bei Pavia 1525. Im selben Jahr gelang es ihnen auch, den Bauernaufstand im Reich zu besiegen. Auf ihrem Höhepunkt im frühen 16. Jahrhundert galten die Landsknechte als hervorragende und gefürchtete Soldaten, die mutig und loyal waren.

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Urs Graf: Die Landsknechte, die Buhlerin und der Tod. Holzschnitt. 1524.

Ab den 1560er Jahren nahm jedoch der gute Ruf der Landsknechte stetig ab. In den französischen Religionskriegen und dem Achtzigjährigen Krieg wurde ihr Mut und ihre Disziplin kritisiert, und die spanischen Kontingente der flämischen Armee missbilligten regelmäßig den Nutzen der Landsknechte auf dem Schlachtfeld, etwas zu Unrecht. Ihr Status litt auch unter dem steigenden Ruf der gefürchteten spanischen Terzios, die jedoch weitaus weniger häufig und teurer in der Ausbildung waren. Zu beachten ist auch, dass Landsknechte bei Einsätzen in Südeuropa noch als Elitetruppen galten. In der Armee der niederländischen Aufständischen wurden viele deutsche Söldner angeheuert, mussten aber viele ihrer Landsknechte-Traditionen aufgeben, um ihre Disziplin und ihre Kampffähigkeiten zu erhöhen.

Sie wurden in den Armeen der Könige Johannes III. von Navarra und des Nachfolgers Heinrich II. von Navarra während ihrer Feldzüge zur Rückeroberung Navarras (1512-1524) eingesetzt. In diesem Zusammenhang sind sie auch auf der Seite Karls V. zu finden (Schlacht um Hondarribia, 1521-1524), wo sie eine beachtliche Schlagkraft aufwiesen. Sie dienten auch in großer Zahl in der kaiserlichen Armee während der Feldzüge von Österreich (1532), Frankreich (1542), Deutschland (1547) und in allen italienischen Kriegen.

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Hendrick Goltzius. Kapitän der Infanterie (Kapitein van de infanterie) 1582.

Die Armee des Heiligen Römischen Kaisers besiegte die französische Armee in Italien, aber es standen keine Mittel zur Verfügung um die Soldaten zu bezahlen. Die 34.000 kaiserlichen Truppen meuterten und zwangen ihren Kommandeur, Karl III. Herzog von Bourbon, sie nach Rom zu führen. Der Sacco di Roma (Plünderung von Rom) wurde am 6. Mai 1527 von etwa 6.000 Spaniern, 14.000 Landsknechten unter Georg von Frundsberg, einer italienischen Infanterie und einer Kavallerie ausgeführt.

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Landsknechte nach Beendigung des Bauernkrieges. Fähnrich, Trommler und Pfeifer 1543. Gestochen von Hans Sebald Beham (1500-1550, Maler und Kupferstecher). „Wo nun hinaus, der Krieg hat ein Loch“.

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Deutsche Landsknechte 1500-1520

Kleidung der Landsknechte

Deutschland. Erstes Viertel des 16. Jahrhunderts.

von Adolf Rosenberg und Prof. Dr. Eduard Heyck. Geschichte des Kostüms.

  1. Trommler
  2. Pfeifer
  3. Waibel
  4. Landsknecht
  5. Fahnenträger
  6. Landsknecht

Nr. 1-5 nach C. Häberlin (in den Münchener Kostümblättern). Nr. 6 nach A. Dürer .

Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurden in Deutschland verschiedene Versuche gemacht, sich von der eng anliegenden, knappen Tracht, die das 15. Jahrhundert beherrscht hatte, loszumachen und sich eine größere Bewegungsfreiheit zu verschaffen, in der sich auch der Geist der Ungebundenheit wieder spiegelte, der namentlich die unteren Volkskreise ergriffen hatte.

Am stärksten machte sich diese Reaktion gegen eine unbequeme Tracht bei den Söldnern (Landsknechten) bemerkbar, die durch sie an der Ausübung des Kriegshandwerks gehindert wurden. Man erreichte die größere Beweglichkeit zunächst dadurch, daß man die Jacke (Schecke) oder das Wams und die langen Beinkleider zunächst in den Gelenken (an der Schulter, dem Ellenbogen und dem Knie) aufschlitzte.

Zum Schutz gegen die Witterung wurden die Schlitze mit Zeug unterlegt, das von anderer Farbe als der Stoff des Oberkleides war. Daraus ergaben sich Farbengegensätze, die absichtlich immer greller gestaltet wurden. Bald wurden auch die Ärmel und die kurzen Oberschenkelhosen aufgeschlitzt. Anfangs war nur der Oberarm von einem bauschigen Ärmel umschlossen, der bis zum Ellenbogen reichte. Allmählich wurde aber der Ärmelbausch größer und erstreckte sich schließlich über den ganzen Arm, den er wie ein Sack umschloß. Man zerschnitt den Bausch entweder in zwei Hälften, die über der Armbiege durch Bänder zusammengehalten wurden. oder man schlitzte ihn der Länge nach auf, so daß zwischen den Schlitzen das farbige Unterfutter sichtbar wurde.

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Fahnenschwingender Landsknecht (Fahnenträger) um 1550 von Jakob Kallenberg.

Die Schlitzung dehnte sich bald auf das ganze Wams aus und nahm immer seltsamere und willkürlichere Formen an. Nach A. von Heyden (Die Tracht der Kulturvölker Europas. Leipzig 1889, S. 163), wurden die Schlitze wahrscheinlich mit glühendem Eisen eingebrannt später mit Formeisen auf einer untergelegten Bleiplatte geschlagen und waren selten gesäumt. Da die derben Stoffe solches nicht forderten.

Man unterfütterte nicht den einzelnen Schlitz, sondern legte ein weites, faltiges Futter unter den ganzen zerschlitzten Stoffteil, was wesentlich für die Licht- und Schattenwirkung der Schlitze war und den Spangen große Beweglichkeit ließ.

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Deutscher Landsknecht im 15. Jh. von Hans Baldung.

Nachdem sich die Oberschenkelhose immer mehr verbreitet hatte, wurde das lange, enge Beinkleid auf eine nur den Unterschenkel bedeckende Strumpfhose beschränkt. Beide wurden unterhalb des Knies durch ein Band eng zusammengezogen und befestigt. Das Band wurde noch durch eine Schleife verziert. Die Aufschlitzung um die Knie blieb durchgängig üblich. Sie erhielt allgemein die Form eines erhobenen, senkrecht gegitterten Kranzes. Das übrige der „Unterschenkelhose“ zerschnitt man teils zu sehr verschiedenen Figuren, teils zu unterschiedlich breiten, senkrechten oder wagerechten Streifen, die zuweilen je wiederum zerschlitzt wurden; auch brachte man beide Arten von Streifen gelegentlich nebeneinander an.

Die Figuren gestaltete man als Dreiecke, rechtwinklige und verschobene Vierecke, Sechsecke, Achtecke u. s. f., als gleich- und ungleichschenkelige Kreuze, Sterne, Blumen, Blätter, Arabeskenartige, phantastische Verzierungen und stellte sie in jeder nur möglichen linearen Verbindung zusammen, bald regelmäßig, bald unregelmäßig miteinander abwechselnd, gedrängter oder weitläufiger, nicht selten in der Form, daß das Ganze einem wunderlichen Netzgeflecht glich. Auch behandelte man es mitunter in Wirklichkeit gleich einem Netz, indem man es aus gleichen oder ungleichen Bandstreifen flocht, welche man dann oftmals auch noch besonders ausschnitt.

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Zwei Landsknechte aus dem Chateau de Mognevill. Pierre. Französische Schule 16. Jahrhundert (Louvre-Museum). Deux Lansquenets provenant du Chateau de Mognevill. Pierre. Ecole française XVIe siècle) Musée du Louvre).

Einzelne gingen selbst noch weiter. Sie ließen die Ränder der Figuren zu kleineren Figuren ausschneiden und die Stellen zwischen ihnen, so bei den Netzhosen auch die Knoten, mit Schleifen, Blumen, Rosetten u. dgL besetzen. Noch andere beliebten die Aufschlitzungen vermittelst Bändern unterschiedlich zusammenzuziehen; diese Bänder vorn zu verschleifen und an den Enden auszuzacken.

Man übertrug dies selbst auf die Schamkapsel (braguette), die später zumeist noch außerdem reichlich mit Schleifen Verzierungen umgeben wurde.“ (Weiß.)
Nicht zufrieden mit den grellen Farbengegensätzen übertrieb man die Buntheit noch dadurch, daß man auf die Halbteilung, das „mi-parti“ des 15. Jahrhundert zurückgriff und Oberschenkel- und Strumpfhosen von verschiedener Farbe, ja von verschiedenen Formen und Stoffen trug.

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Der Feldhauptmann und die Landsknechte. Holzschnitt von Hans Guldenmund. Formschneider zu Nürnberg, wo er von 1520-1546 tätig war.

Als Kopfbedeckung der Landsknechte diente das Barett, das aber immer mehr an Breite zunahm und mit Schnüren, Schleifen und wallenden Federn geschmückt wurde. Die um 1480 aufgekommenen „Entenschnäbel“, die an die Stelle der lang zugespitzten Schuhe getreten waren, wurden bald durch Schuhe mit völlig abgestumpften Spitzen verdrängt, die danach den Namen Bärenkrallen, Ochsen- und Kuhmäuler erhielten.

Die breite Vorderkappe dieser Fußbekleidung wurde bisweilen ebenfalls geschlitzt. Sie schrumpfte aber bald zusammen, so daß diese Art von Schuhen zuletzt nur noch den äußersten Rand des Fußes umschloß. Die Kuhmäuler gingen auch in die Tracht des Bürgertums und zwar für Männer und Frauen über.

Quellen:

  • Zur Geschichte der Kostüme. Fünfzigster Bogen. Erstes Drittel des 16. Jahrhunderts. Münchener Bilderbogen 1848 bis 1898. Herausgegeben von Braun & Schneider. Kgl. Hof-und Universitäts-Buchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn in München.
  • Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften von frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts, nach gleichzeitigen Originalen von Dr. J. H. von Hefner-Alteneck. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. 1879-1889.
  • Geschichte der deutschen Kunst von, Georg Dehio (1850-1932). Herausgeber: W. de Gruyter, Berlin 1921.
  • Adolf Rosenberg (1850-1906). Geschichte des Kostüms.
  • Deutsche Geschichte. In Verbindung mit Anderen. 2. Band. Von Maximilian I. bis zur neuesten Zeit von Ludwig Christian Stacke und Willy Boehm. Verlag von Delhagen & Klasing, 1881.
  • Les arts somptuaires: historie du costume et de l’ameublement et des arts et industries qui s’y rattachent von Charles Louandre, Ferdinand Seré, Clus Ciappori. Paris Hangard-Maugé 1857.

Weiterführend:

Illustration, Ornament
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