von J. W. Lindt

John William Lindt (geboren 1845 Frankfurt/Main, Deutschland – 1926) war einer der führenden australischen Fotografen des 19. Jahrhunderts. Er ist bekannt für seine Orchester- und Studioporträts von indigenen Menschen.

Geboren als Sohn von Peter Joseph Lindt, Steuerbeamter, und seiner Frau Justine, geb. Rambach, lief er mit 17 Jahren von Zuhause weg und heuerte auf einem holländischen Segelschiff an. In Brisbane verließ er das Schiff und schlug sich zuerst als Klavierstimmer in Grafton durch um dann 1863 in einem Fotostudio mit dem Fotografen Conrad Wagner zusammen zu arbeiteten. Am 13. Januar 1872 heiratete er in Grafton Anna Maria Dorothea Wagner.

John William Lindt, Papua-Neuguinea, Autor, Photograf, Australien
Porträt des Autors und Fotografen John William Lindt, F.R.G.S. Australien

1867 reiste er nach Deutschland. Zurück in Australien kaufte er das Fotogeschäft. Mit dem damals neuen Kollodium-Nassplatten Verfahren fotografierte er die Aboriginals (australische Ureinwohner) im Clarence River Distrikt die er 1875/76 veröffentlichte. Er verkaufte das Studio und ging nach Melbourne, wo er ein Studio in der Collins Street eröffnete. Schon bald wurde er für seine Gesellschafts-, Theater- und Landschaftsaufnahmen bekannt.

1880 fotografierte er die Gefangennahme der Kelly-Gang in Glenrowan (1). Als die ersten kommerziellen Trockenplatten in Melbourne ankamen, fuhr er nach Europa um Hersteller für die neueste Fotoausrüstung aufzusuchen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Atelier und dokumentierte „die viktorianischen Landschaften“ im Auftrag der Eisenbahngesellschaft. 1885 begleitete er Sir Peter Scratchleys Expedition ins Protektorat Britisch-Neuguinea als offizieller Fotograf.

Die Expedition, die von Scratchley, dem damaligen Hohen Kommissar für das Protektorat, geleitet wurde, begann ein Jahr nachdem Großbritannien das Gebiet annektiert hatte. Lindt beschrieb seine Aufregung, als er der Crew, auf der SS Governor Blackall (2), beiwohnte. Er wollte die Insel Neuguinea besuchen, seit er sie 1868 bei einem Besuch in der Meerenge von Torres zum ersten Mal gesehen hatte.

Bei ihrer Ankunft in Port Moresby suchte Lindt sofort nach Möglichkeiten die Ureinwohner und Landschaften zu dokumentieren. Seine fotografische Arbeit wurde ihm vom Kommissar und den dort ansässigen Missionaren ermöglicht (William George Lawes (1839-1907) hatte 1874 die Londoner Missionsgesellschaft in Neuguinea gegründet).

Es wurde ein Ausflug ins Landesinnere unternommen, der von einem Regierungsbeamten geführt wurde und die Pferde der Mission dafür benutzte. Auf dieser Expedition traf Lindt auf mehrere Koiari-Jäger, die, nachdem sie ein Lager zum kochen von Kängurus gemacht hatten, Lindt einluden, mit ihnen zu essen. „Wir wurden mehreren Häuptlingen vorgestellt, die uns herzlich begrüßten und eine gastfreundliche Einladung zu ihrem Festmahl anboten … Nach einem freundlichen Rauch und Gespräch mit den Jägern, die unseren Führer drängten, dass wir es nicht unterlassen dürfen, ihre Dörfer auf unserer Rückreise zu besuchen‘.

Lindt nahm die Einladung an und besuchte das Dorf Sadara Makara, das aus zwanzig Häusern bestand, die, wie er sagte, neu gebaut aussahen. Vier davon waren hoch in den Baumwipfeln aufgestellt. Am nächsten Tag posierten die Dorfbewohner für ihn. „Sie standen in Gruppen, nahmen die richtige Haltung ein und posierten sogar malerisch, in dem Bewusstsein, dass sie auf dem Bild verewigt wurden.“ (Malerisches Neuguinea).

1886 präsentierte er auf der Indischen Kolonialausstellung in London ein Album mit seinen Fotografien aus Neuguinea. 1887 veröffentlichte er fünfzig Fotografien von der Expedition nach Neuguinea. Mit einer historischen Einführung und ergänzenden Kapiteln über die Sitten und Gebräuche der Papuas; begleitet von fünfzig ganzseitigen Autotypie-Porträts, Gruppen und  Natur aus (Malerisches Neuguinea).

1887 wurde er zum Juror der internationalen Fotoausstellung in Frankfurt gewählt, gewann eine Goldmedaille der Photographischen Vereinigung Wien und wurde zum Mitglied der Royal Geographical Society, London ernannt. Zuvor hatte er bereits Preise in Ausstellungen wie in Amsterdam, Kalkutta und Frankfurt gewonnen.

Am am 27. Mai 1888, kurz nach der Geburt eines tot geborenen Kindes, starb seine Frau Anna Maria Dorothea Wagner. Ein Jahr später, am 10. Juli 1889 heiratete er in Melbourne Catherine Elizabeth Cousens, die bei ihm als Retuscheurin gearbeitet hatte.

Im Jahr 1890 bereiste er die Neuen Hebriden und bestieg den Vulkan Tanna. Auf Fidschi fotografierte er 1892 eine Feuerlaufzeremonie und wurde 1893 zum Ratsmitglied des viktorianischen Zweigs der Royal Geographical Society berufen. Anfang der 1890er erschütterte ein Börsen-Crash die Wirtschaft, aufgrund dessen verlor er den Großteil seiner Kundschaft und Auftraggeber, so dass er schließlich im Jahre 1894 sein Atelier aufgab. 1895 zog er in die Eremitage, ein neues Haus, das er bei Blacks Spur gebaut hatte.

Es wurde zum gesellschaftlichen Ort mit Attraktionen wie drei Baumhäusern vom Typ Neuguinea, im vom Botaniker und späteren Direktors des Royal Botanic Gardens in Melbourne Ferdinand Müller entworfenen Gartens (3). Seine Freunde und Gäste erinnerten an Lindts Gastfreundschaft, den musikalischen Aufführungen, sein Gespür für Atmosphären die er durch seine Erzählungen erschuf.

Bei verheerenden Buschbränden, die auch die Eremitage erfassten, starb er am 19. Februar 1926 im Alter von 81 Jahren.

(1) Ned Kelly, geboren im Juni 1855 in Beveridge, nordöstlich von Melbourne, Northern Victoria, wurde in den späten 1870er Jahren als Buschmann bekannt und am 11. November 1880 am Melbourne Goal gehängt. Kelly ist vielleicht Australiens bekanntester Volksheld, nicht zuletzt wegen der ikonischen Rüstung, die seine Bande in der so genannten Belagerung von Glenrowan (oder The Last Stand) angelegt hat, dem Ereignis, das zu Ned Kellys Gefangennahme und anschließender Hinrichtung führte. Glenrowan liegt am Hume Freeway, 16 km südlich von Wangaratta. Ort (The Last Stand) und Straße sind in der Liste des Staatlichen und Nationalen Kulturerbes aufgeführt.

(2)  Eisen Dampfschiff, 2 Masten Schoner, gebaut von Mort’s Dock & Engineering Co, Balmain Sydney. Ursprünglich von der Regierung von Queensland bestellt, jedoch wurde der Vertrag aufgehoben und 1872 von ASN Co. 1887 von AUSN Co. gekauft. Juni 1888 an North Illawarra Coal Mining Co. September 1890 im Besitz von Moore & Austin verkauft. Dezember 1896 G. Adams. Dezember 1898 W J J Federstein. Im Dezember 1910 in Sydney aus dem Verkehr gezogen und an Howard Smith Ltd, Melbourne, zur Verwendung als Schiffsrumpf verkauft. Versenkt am 16. Juli 1931 vor Sydney Heads.

(3) Baron Sir Ferdinand Jacob Heinrich von Müller (30. Juni 1825 – 10. Oktober 1896) war ein deutsch-australischer Arzt, Geograph und vor allem Botaniker. Er wurde 1853 vom Gouverneur Charles La Trobe zum Regierungsbotaniker für die damalige Kolonie Victoria und später zum Direktor des Royal Botanic Gardens in Melbourne ernannt. Er gründete auch das National Herbarium von Victoria. Er benannte viele australische Pflanzen.

Abbildungen – Malerisches Neuguinea von J. W. Lindt.

Einleitung (Auszug: Malerisches Neuguinea)

Nachdem ich dieses Buch geschrieben hatte, fand ich bei meiner Ankunft in England heraus, dass inzwischen mehrere fotografisch illustrierte Reiseartikel veröffentlicht wurden. Ich hatte das Vergnügen, Herrn John Thomson, F.R.G.S., von der Grosvenor Street zu treffen, der mir seine großartige und interessante Arbeit über „China und seine Völker“ zeigte. Ich untersuchte auch Sir Lepel Griffins (1) brilliantes Werk „Berühmte Denkmäler Zentralindiens“ und ein kleines Buch über Tahiti von Lady Brassey (2), illustriert von Col. H. Stuart Wortley (3).

Die Illustrationen in diesen Werken bestehen ausnahmslos aus in Autotypie gedruckten Fotografien, und die Betrachtung dieser Bücher und ihrer Bilder stellt mich den beschriebenen Ländern und ihren Bewohnern gleichsam lebendig gegenüber, viel anschaulicher als die durch Holzschnitte illustrierten Werke, bei denen der Leser in Wahrheit erstens von der individuellen Vorstellung des Künstlers und zweitens vom Können des Kupferstechers abhängt.

Seit ich im September 1868 zum ersten Mal die Torres-Straße (engl. Torres Strait, Meerenge zwischen der nordostaustralischen Halbinsel Cape York und der Südküste von Neuguinea) passierte, hatte ich den glühenden Wunsch, die geheimnisvollen Küsten Papuas und ihre wilden Bewohner persönlich kennenzulernen. Ich reiste diese Route an Bord eines holländischen Segelschiffes und die Geschichten die unter der Besatzung über das Land zirkulierten, dessen überragende Bergketten am nördlichen Horizont schwach sichtbar waren, erschienen mir fremd und mysteriös.

Aber die Jahre vergingen und die Zeit hatte den damals tiefen Eindruck fast ausgelöscht, bis ich den unerschrockenen Italiener Signor L. M. D’Albertis (4) kennenlernte, der den Fly River* in Neuguinea erforschte, weiter als irgend jemand es seitdem gewagt hat. Dies geschah 1873. Signor D’Albertis besuchte den Clarence River in New South Wales, wo ich viele Jahre lebte, um sich von seinen Reisen nach Neuguinea zu erholen und seine Gesundheit wieder zu erlangen.

*Der Fly (englisch Fly River, Tok Pisin wara Flai) ist mit 1.050 Kilometern, nach dem Sepik, der zweitlängste Fluss in Papua-Neuguinea. Gemessen am Abflussvolumen ist der Fly der größte Fluss Ozeaniens, der größte der Welt ohne einen einzigen Staudamm im Einzugsgebiet und insgesamt der 25. größte Primärfluss der Welt.

Wie sehr mich meine damaligen Umstände daran hinderten, ihn auf seiner ersten Reise auf der „Newa“ zu begleiten, und wie ich den jungen Clarence Wilcox (Sohn eines bekannten Naturforschers, der auf der Clarence lebt) beneidete, als Assistenzsammler beschäftigt zu sein, weiß niemand außer mir selbst. Wieder verstrichen einige Jahre bis ich D’Albertis in Melbourne im Jahre 1878 wieder traf. Seine persönlichen Erinnerungen und die anschließende Lektüre seines interessanten Werkes weckten meinen Wunsch einer Reise nach Neuguinea.

Aber die Umstände waren immer noch ungünstig und erst als Gerüchte über eine Annexion von Neuguinea durch Pfarrer Mr. Lawes der Anfang 1885 Melbourne besuchte, aufkamen, begann die Aussicht das Land meiner Träume zu besuchen, greifbare Form anzunehmen. Etwa einen Monat nach der Abreise von Herrn Lawes aus Australien berichteten die Zeitungen, dass Sir Peter Scratchley (5) zum Hohen Kommissar für das Protektorat Neuguinea ernannt worden war und dass eine entsprechend ausgerüstete Expedition zur Untersuchung des neu erworbenen Territoriums entsendet werden sollte. Jetzt oder nie, das war meine Chance!

Sir, Peter, Scratchley, special, commissioner, Papuasia, Papua New Guinea, J. W. Lindt,
Der Start. Sir Peter Scratchley, sein Stab und seine Freunde auf der SS. Gouverneur Blackall.

Anmerkungen, Verweise

(1) Sir Lepel Henry Griffin, KCSI (20. Juli 1838 – 9. März 1908) war ein britischer Verwalter, Diplomat und Schriftsteller, während der britischen Raj-Zeit in Indien.
(2) Anna „Annie“ Brassey (geb. Allnutt), Baroness Brassey (7. Oktober 1839 – 14. September 1887) war eine englische Reisende und Schriftstellerin.
(3) Col. Henry Stuart Wortley, 1832-1890.
(4) Luigi Maria D’Albertis, 1841-1901, ital. Forscher.
(5) Generalmajor Sir Peter Henry Scratchley 1835-1885.

Annie Brassey

Annie Brassey wurde 1839 als Tochter von John Allnutt in London geboren. Als Kind hatte sie ernsthafte gesundheitliche Probleme. In The Last Voyage erinnerte ihr Mann daran, dass Allnutt an einer angeborenen „Brustschwäche“, einer Form der chronischen Bronchitis litt. Als junge Frau erlitt sie schwere Verbrennungen, als sie zu nah an einem Kamin stand und ihr Rock Feuer fing; es dauerte sechs Monate bis sie sich wieder erholte.

1860 heiratete sie den englischen Abgeordneten Thomas Brassey (1881 zum Ritter geschlagen und 1886 Graf Brassey), mit dem sie in der Nähe seines Hastings-Wahlkreises lebte. Die Familie Brassey geht auf einen normannischen Vorfahren aus der Stadt Brécey in der unteren Normandie zurück, der 1066 mit Wilhelm dem Eroberer nach England kam.

Das Paar hatte fünf Kinder miteinander, bevor sie an Bord ihrer Luxusyacht Sunbeam reisten. Die Yacht soll nach ihrer Tochter Constance Alberta benannt worden sein, die am 24. Januar 1873 im Alter von vier Jahren an Scharlach starb. Die goldene Galionsfigur der Yacht, die sie darstellt, befindet sich im National Maritime Museum, Greenwich, London, UK.

Ihr Bestseller „A Voyage in the Sunbeam, our Home on the Ocean for Eleven Months“ wurde 1878 veröffentlicht. A Voyage in the Sunbeam…, die ihre Reise auf der Yacht Sunbeam rund um die Welt 1876-77 (Südamerika, Japan, China, Singapur, Sri Lanka) mit 43 Personen, darunter Familie, Freunde und Crew, beschreibt, durchlief eine Vielzahl englischer Ausgaben und wurde in mindestens fünf weitere Sprachen übersetzt.

Sie hatte bereits früher Arbeiten veröffentlicht, darunter A Flight of the Meteor, die zwei Kreuzfahrten im Mittelmeer auf ihrer früheren Yacht Meteor zum Inhalt hat und „A Voyage in the Eothen“, eine Beschreibung ihrer Reisen nach Kanada und in die Vereinigten Staaten im Jahr 1872. Sie war auch an der Veröffentlichung von Colonel Henry Stuart-Wortleys 1882 Tahiti, a Series of Photographs, im Jahre 1882 beteiligt.

Im Juli 1881 wurde König Kalākaua von Hawaii, der von ihrer Beschreibung seines Königreichs sehr angetan war, auf Schloss Normanhurst empfangen und Lady Brassey mit dem Königlichen Orden von Kapiolani ausgezeichnet. Normanhurst Court war ein großes Herrenhaus im Dorf Catsfield in East Sussex. Das Haus wurde 1951 abgerissen und das Gelände wird heute als Wohnwagenplatz genutzt. Der Bau des Hauses wurde von Thomas Brassey, Vater ihres Mannes, einem der führenden Eisenbahnbauer des 19. Jahrhunderts und einer der reichsten „Self-made men“ des viktorianischen Zeitalters, initiiert.

Ihre Sammlung von ethnographischem und naturhistorischem Material wurde in einem Museum im Londoner Haus ihres Mannes gezeigt, bis sie 1919 ins Hastings Museum verlegt wurde. Es gibt auch mehrere Fotoalben und andere Ephemera in der Hasting Library. Die überwiegende Mehrheit ihrer Fotoalben befindet sich jedoch in der Huntington Library, San Marino, Kalifornien. Die Sammlung von 70 Alben mit jeweils 72 bis 80 dicken Kartonseiten gilt als herausragendes Beispiel für historische Reisealben jener Zeit. Diese Alben enthalten Werke von Brassey und anderen die sie gesammelt hat, darunter auch die von kommerziellen Fotografen.

Brassey war auch eine versierte Fotografin. Sie trat 1873 der Photographic Society of London (später Royal Photographic Society) bei und blieb bis zu ihrem Tod Mitglied.

Lady Brasseys letzte Reise mit der Sunbeam führte sie im November 1886 nach Indien und Australien. Auf dem Weg nach Mauritius starb sie am 14. September 1887 an Malaria und wurde auf See beigesetzt.

Col. Henry Stuart Wortley

(3) Col. Henry Stuart Wortley, 1832-1890, verbrachte einen Teil seiner Jugend als page of honor von Königin Victoria. Mit sechzehn Jahren trat er in den Militärdienst ein, diente im Krimkrieg und fotografierte 1853 als Schütze am Kap. Seine Fotografien stellte er jedoch erst nach seiner Pensionierung als Oberstleutnant 1862 aus.

Wortley war Mitglied der Photographic Society of London und war zu verschiedenen Zeiten deren Vizepräsident. Er gründete zwei Handelsunternehmen: die United Association of Photography (UAP) und die Uranium Dry Plate Company. Er schrieb auch über die Fotografie und erfand einen Druckrahmen für Kombinationsdrucke, eine Entwicklungsbox für Fotografen im Feld und einen mechanischen Verschluss.

Luigi Maria D’Albertis

(4) Luigi Maria D’Albertis (1841-1901), Forscher, wurde am 21. November 1841 in Voltri, Italien, geboren.
Er gab seine Ausbildung für die piemontesische Armee auf und verbrachte mehrere Jahre in den Alpen und im Apennin; mit 18 Jahren trat er in die Armee von Garibaldi ein. Er wurde von dem französischen Gelehrten Abbé Armand David ausgebildet und inspiriert sein Leben der Wissenschaft zu widmen. Im November 1871 begleitete er Odoardo Beccari auf einer Expedition nach West-Neuguinea. Er erreichte den Gipfel des Mount Arfak Geb, wurde aber vom Fieber zum Rückzug gezwungen und kam mit der Korvette Vettor Pisani am 1. Februar 1873 in Sydney an. Ein Bericht über die Reise wurde 1876 in der Melbourne Review veröffentlicht. Am 20. Dezember 1873 reiste D’Albertis, über die Amerikaroute, mit einer schönen Sammlung von Präparaten, nach Europa ab.

1880 veröffentlichte er die italienische Ausgabe seines zweibändigen Buches Neuguinea: „Was ich tat und was ich sah“. Danach erkärte er sein Gesamtwerk als vollendet und zog sich zurück, um ausgehend von einer Lodge im papuanischen Stil, in den Pontiner Sümpfen (Paludi Pontine) auf die Jagd zu gehen. Als reueloser Kettenraucher starb er am 2. September 1901 an Mundkrebs.

Obwohl D’Albertis‘ lateinisches Temperament und theatralisches Verhalten in Australien nicht populär waren, beschrieb ihn Sir Hubert Murray als „einen großen Entdecker und begabten Mann“, fügte aber hinzu:“Ich möchte nicht der erste weiße Mann gewesen sein, der in seine Fußstapfen trat. Die Einheimischen hätten zu viel von ihm erwartet„.

P. H. Scratchley

(5) Generalmajor Sir Peter Henry Scratchley (24. August 1835 – 2. Dezember 1885) war Sonderbeauftragter (Special Commissioner) für Großbritannien in Neuguinea 1884-1885 und Verteidigungsberater für Australien.

Scratchley wurde als dreizehntes Kind von Dr. James Scratchley, Royal Artillery, und seiner Frau Maria, geborene Roberts, in Paris geboren. Er wurde in Paris und an der Woolwich-Akademie ausgebildet und begann dann eine Karriere als Ingenieuroffizier in der britischen Armee. Scratchley diente auf der Krim und wurde im Oktober 1859 zum Captain ernannt.

Danach hatte er mehrere Einsätze in den australischen Kolonien, wo er in Verteidigungsfragen beratend tätig war. 1860 wurde er nach Victoria geschickt, um ein Verteidigungssystem für diese Kolonie zu planen. Nachdem er über drei Jahre daran gearbeitet hatte, wurde sein Konzept jedoch nicht als Ganzes angenommen. Scratchley hatte jedoch Batterien an der Küste von Port Phillip mit einer vergleichsweise geringen Summe gebaut.

Nach dem Rückzug der britischen Garnisonstruppen aus Australien 1870 wurden Generalmajor Sir William Jervois und der inzwischen zum Lieutenant Colonel beförderte Scratchley, von einer Gruppe von Kolonien mit der Beratung von Verteidigungsfragen beauftragt. Sie inspizierten die Verteidigung jeder Kolonie und erstellten die Jervois-Scratchley-Berichte von 1877. Angesichts ihrer ingenieurtechnischen Erfahrung (Royal Engineers) und der Angst in den Kolonien potenzieller feindlicher Flotten, betonten die Berichte Befestigungsanlagen gegen Marineangriffe.

Die Jervois-Scratchley-Berichte bildeten die Grundlage der Verteidigungsplanung in Australien und Neuseeland für die nächsten 30 Jahre.

Ehrungen: Scratchley wurde im Juni 1885 zum Ritterkommandanten des St. Michael und St. Georg Ordens ernannt.
Die Scratchley Road in Port Moresby (Hauptstadt Papua-Neuguineas), Mount Scratchley in der Owen Stanley Range bei Kokoda (Südküste von Papua-Neuguinea) und Fort Scratchley in Newcastle (New South Wales/Australien) sind ihm zu Ehren benannt.

Bibliographie:

  • S. Macfarlane, Among the Cannibals of New Guinea (Lond, 1888)
  • British New Guinea, Annual Report 1890-91
  • A. Wichmann, Nova Guinea, vol 2 (Leiden, 1910)
  • J. H. P. Murray, Papua or British New Guinea (Lond, 1912)
  • G. Souter, New Guinea: The Last Unknown (Syd, 1963)
  • Votes and Proceedings (Legislative Assembly, New South Wales), 1876-77, 5, 887
  • Colonial Secretary’s in-letters 1876/268, 1878/2614 (Queensland State Archives).
  • Archaeological Research at Caution Bay, Papua New Guinea. Cultural, Linguistic and Environmental Setting by Thomas Richards, Bruno David, Ken Aplin and Ian J. McNiven.

Umfassende Bibliografie zu Neu Guinea unter: Papuaweb (PDF)

Film: Lakwaharu Dance, Tupuselei Village (1904). Inhalt: Lakwaharu Männer und Frauen aus dem Dorf Tupuselei, Papua, führen einen Tanz auf (Filmlänge ca. 20 Meter). Anmerkung: Fast sicher gefilmt während des „Durbar“ *, von Stämmen der Central Division, die 1904 von Kapitän Francis Rickman Barton in Port Moresby organisiert wurde.

 Der Durbar *

In der malaysischen Geschichte war das Durbar der Rat der vier Herrscher der föderierten malaysischen Staaten unter britischem Protektorat. Erstmals 1897 abgehalten, war es eine Plattform für die Herrscher, um Fragen der Staatspolitik mit britischen Beamten zu diskutieren.

Als die Föderation von Malaya 1948 gegründet wurde, verwandelte sich der Durbar in die Konferenz der Herrscher unter Einbeziehung der anderen Staaten von Malaysia. Seit der Unabhängigkeit Malaysiens im Jahr 1957 fungieren die malaysischen Herrscher in der Konferenz der Herrscher, als Wahlmänner für die Wahl des Bundeskönigs, des Yang di-Pertuan Agong.

Durbar ist ein Hindi-Urdu-Wort, das in allen nordindischen Sprachen und vielen anderen südasiatischen Sprachen gleichermaßen verbreitet ist. Es war der Begriff für den Ort, an dem indische Könige und andere Herrscher ihre formellen und informellen Treffen abhielten, d.h. im europäischen Kontext, die einem Königshof entsprachen.

Mit dem Begriff des Durbar wurden die großen zeremonielle Versammlungen,  z. Bspl. Delhi Durbar in Neu Delhi, Indien und anderswo während der Zeit des britischen Empire, bezeichnet. Sie galten als Demonstrationen der Treue zur Krone, die sich in verschiedenen Kriegen in denen Großbritannien sich engagierte, als unerlässlich erwies.

Die Praxis wurde mit Lord Lyttons Proklamation Durbar von 1877 begonnen, die die Proklamation von Königin Victoria als erste Kaiserin von Indien feierte. Die Durbars fanden auch in späteren Jahren statt, mit zunehmender Zeremonie und Größe als ihre Vorgänger. So fand 1903 in Delhi die Durbar Krönung statt, um die Thronbesteigung Eduards VII. und den Titel des Kaisers von Indien zu feiern. Diese Zeremonie wurde vom Vizekönig von Indien, Lord Curzon, geleitet.

Quelle:

Picturesque New Guinea. With an historical introduction and supplementary chapters on the manners and customs of the Papuans. Dedicated by Permission with Profoundest Respect to the Most Gracious Majesty Queen Victoria by J. W. Lindt, in the Year of Her Majesty’s Jubilee, 1887. Chiswick Press, London 1887.

Anmerkung zu den Fotografien: Die S/W Fotografien wurden nachträglich digital bearbeitet. Es wurde versucht den Verlust der fotografischen Details, vermittels des damaligen Druckverfahrens, sowie die Vergilbung de Papiers, so weit es ging auszugleichen. Zudem wurden sie leicht koloriert.

Fotografien Titel:

  • Lakota oder Motu Handelsschiff unter Segel.Lakota or Motu trading Vessel under sail.
  • Lakatoi, nahe der Insel Elevala.Lakatoi, near Elevala Island.
  • Dorfszene in Kalo, mit Lehrer und christlicher Kirche.Village Scene at Kalo, with teacher and christian church.
  • Garihi Dorf, Berta Lagune, Südkap.Garihi Village, Berta Lagoon, South Cape.
  • Motu Wasserträger, Port Moresby.Motu water carrier, Port Moresby.
  • Baumhaus, Koiari Village.Tree house, Koiari Village.
  • Einheimisches Haus im Dorf Kamali.Native house at the village of Kamali.
  • Tupuselei, Marinedorf (vom Ufer aus).Tupuselei, Marine Village (From the Shore).
  • Gruppen- und Eingeborenenhaus, Mary Pass. Festland von Neuguinea in der Ferne. Group and native house, Mary Pass. Mainland of New Guinea in the distance.
  • Magiri Dorf, Bertha Lagune, Südkap. – Magiri Village, Bertha Lagoon, South Cape.
  • Das Haus des Stammesführers, Marinedorf Tupuselei. – The Chiefs house, Marine Village of Tupuselei. 
  • Dorfszene in Moapa, Aroma District.Village scene at Moapa, Aroma District.
  • Ka Kalo Fluss, Kapa Kapa Distrikt.Ka Kalo Creek, Kapa Kapa Dictrict.
  • Motu Mädchen, Port Moresby. Außerdem ein Paro-Paro Apfelbaum (Papaya).Motu girls, Port Moresby. Also Paro-Paro Apple Tree.
  • Bei Niedrigwasser, Einheimische Häuser in Koilapu.At Low Water, Native houses at Koilapu.
  • Paddel, einheimische Ornamente und Geräte aus der Nachbarschaft von Dinner Island und China Meerenge. – Paddles, Native Ornaments and Implements, from the neighborhood of Dinner Island and China Strait.
  • Frauen von Tupuselei auf dem Weg zum Wasser holen. – Women of Tupuselei going for water.
  • Garihi Dorf, Bertha Lagune, Südkap.Garihi village, Bertha Lagoon, South Cape.
  • In der Nähe des Lagers, Laloki River.Near the Camp, Laloki River.
  • Einheimisches Haus oder Vannabada, Kabade Distrikt.Native house or Vannabada, Kabade District.
  • Einheimische Lehrer, Bezirk Kabade. Native Teachers, Kabade district.
  • Bootsszene, Bertha Lagoon. Die von Wolken verhangenen Berge in der Ferne.Boating scene, Bertha Lagoon. The cloudy mountains in distance.
  • Motu Wasserträger, Port Moresby.Motu water carrier, Port Moresby.
  • „Am Strand“, Teste Island, Kissacks Handelskanu; Bell Rock und Cliffy Island in der Ferne.„On the Beach,“ Teste Island, Kissack`s Trading Canoe; Bell Rock and Cliffy Island in the distance.
  • Kerepunu Frauen auf dem Marktplatz von Kalo.Kerepunu women at the market place of Kalo.
  • Der Ort des Alligators, Laloki River. The haunt of the Alligator, Laloki River.
  • Sir Peters Scratchleys Lager in der Nähe der Mündung des Aroa Flusses, Redscar Bucht. Sir Peters Scratchley’s camp, near Mouth of Aroa River, Redscar Bay.
  • Beladen eines Lakatoi, Port Moresby. Loading Lakatoi, Port Moresby.
  • Frau beim Töpfern. Woman making Pottery.
  • Koiari Häuptlinge. Koiari Chiefs.
  • Trauernde und Totenhaus in Kalo, Neuguinea. Mourners and dead house at Kalo.

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