
Jachenau. Schliersee. Mittenwald.
Oberbayern.
In der Jachenau, im Tölzer Land, sind die Joppen der Männer gewöhnlich von braungrauem oder auch von dunkelblauem dicken Wollstoff, der aufrecht stehende Kragen, die Aufschläge der Rockflügel wie auch der Ärmel aber immer von blaugrünem Stoff und die Knöpfe von Metall oder Horn. Von gleichem Stoff und ebenfalls von grüner Farbe, wie der Kragen der Joppe ist auch die Weste, die mit zwei Reihen gelber Metallknöpfe besetzt ist; munter hebt sich das rote Halstuch mit dem umgeschlagenen Hemdkragen von dieser ab.
Modekunde: Kleines Arbeits- und Bildbuch,
von Charlotte Lowack, Ruth Prof. Dr. Bleckwenn
Über 200 Zeichnungen. Ein Klassiker.
Die schwarzledernen Hosen mit weißgesteppter Naht schließen nicht eng am Knie an, sondern lassen bei jeder Bewegung die wettergebräunte Knie zum Vorschein kommen. Die Strümpfe von weißer Wolle sind mit weißen Zwickeln verziert. Die Fußbekleidung besteht aus hohen Bindeschuhen von schwarzem Leder und endlich die Kopfbedeckung aus einem Hut von schwarzem Filz mit grüner Seidenschnur umwunden, von der nach hinten eine seidene Puschel herabhängt; die nach oben spitz zulaufende Form des Hutkopfes ist hier allgemein, die Jäger pflegen noch mit breitem grünen Band, dessen Enden als Schleifen herabfallen, zu umwickeln; es ist dies dieselbe Ausstattung des Hutes wie er auch bei den Frauen vorkommt und auf der Bildtafel dargestellt ist.
Vom kurz geschnittenen Haar hängen seitwärts der Schläfen lockenähnliche Büschel herab, das markige Gesicht wird aber besonders durch den allgemein üblichen Schnurrbart gehoben.
Das große Buch der Volkstrachten von Albert Kretschmer ist eine Fundgrube nicht nur für Trachtengruppen und Volkskundler.
Der Band enthält Trachten aus allen deutschen Regionen, Österreich und Tirol.
Kostüm und Mode, das Bildhandbuch von John Peacock.
Von den frühen Hochkulturen bis zur Gegenwart. Mit weit über tausend farbigen Abbildungen bietet dieses Bildhandbuch einen einmaligen Überblick über die Mode des Abendlandes.
Um Mittenwald fand ich die Tracht nur wenig von der vorhergehenden unterschieden, die Joppen von braunem Biber waren hier noch mit Taschen versehen, die Weste von rotem Tuch, das Halstuch schwarz und der Hut etwas weniger spitz.
Besonders anmutig ist die Männertracht um Tegernsee und Schliersee. In den dazu gewählten Stoffen und Farben ist zwar keine besondere Veränderung bemerkbar, aber der Zuschnitt ist kleidsamer und wird gehoben durch vielerlei farbige Steppnähte, Schleifen und Stickereien.
Werktagsgewand
Herausgeber: Bezirk Schwaben; 2. Edition (9. August 2013).
Das Buch bietet eine ausführliche Anleitung zum Nähen des Werktagsgewandes.
Garnkunst. Naturmotive sticken mit der Nähmaschine.
Meredith Woolnough bietet einen tiefen Einblick in ihre aussergewöhnliche Technik des Stickens.
Die braungraue Joppe ist kürzer, die halb offene grüne Stoffweste mit den silbernen Kugelknöpfen läßt den bestickten Hosenträger aus roter Wolle, sowie das Halstuch aus roter Seide über dem weißen Hemd getragen, sichtbar werden. Die schwarzen Lederhosen sind weiter und kürzer, an den Nähten mit Verzierungen bestickt und am unteren Rand mit grünen Schleifen geschmückt.
Dicke Wadenstrümpfe von bräunlich grauer oder von weißer, bei Jägern auch von grüner Wolle mit vielen sich wiederholenden Verschlingungen in weißer oder grüner Farbe benäht, decken die Unterschenkel bis zum Knöchel, dieser bleibt bis zum Rand der hohen Bindeschuhe unbedeckt, wie oberhalb zwischen Strumpf und Hosen das Knie.
Der grüne oder auch schwarze Filzhut mit rundem Kopf ist von einer hellgrünen seidenen Schnur umgeben und je nach Wahl mit verschiedenen Alpenzeichen wie Gamsbart, Hahnenfedern, Alpenblumen und Cocarden zum Befestigen dieser einzelnen Dekorationen geschmückt.
Auch das Besteck, bestehend aus Messer, Gabel und Löffel von Silber oder mit silbernen Beschlägen in schwarzer Lederscheide, das aus der rechten Hosentasche ragt; fehlt bei dieser Tracht nie.

Die Frauentracht ist in Oberbayern fast noch gleichmäßiger als die der Männer. Die bunten, blumigen Röcke mit den Kleid ähnlichen Taillen haben die früheren und originelleren Trachten, wo das Leibchen von anderer Farbe wie der Rock ist, schon zum größten Teil verdrängt. Bei der alten Tracht reichen die am Leibchen befestigten Ärmel nur bis zum Ellbogen und der Rock ist in der Mitte durch einen dunkelfarbigen Querstreifen verziert.
Die Übertaille (Mieder), die ähnlich einem Brustpanzer (Küraß) die Rocktaille bedeckt, ist von glänzend schwarzem Orléans *) und mit Fischbeinstäben ausgesteift; es wird nicht in der vorderen Mitte, sondern etwas mehr an der Seite zugehakt und durch schmale Spangen, die aber jederzeit durch das Halstuch verdeckt sind, auf den Schultern festgehalten. Auf der vorderen Hälfte sind zu jeder Seite je sechs silberne Agraffen mit Haken angebracht, durch die das „Geschnür“, der reiche Schmuck der silbernen Ketten, gezogen ist, und an diese sind dann wieder verschiedene Anhängsel in Form von runden oder viereckigen Medaillen, von in Silber gefaßten Zähnen oder auch Vogelkrallen, Amuletten und dergleichen befestigt. Ebenso kostbar ist auch das silberne Kettenhalsband mit dem goldenen, durch bunte Steine reich verzierten Schloß.
Das Halstuch ist bei so kostbarem Schmuck dann von farbiger Seide mit buntgewirkter Blumenborte, bei der gewöhnlichen Wochentagstracht aber nur von Kattun oder Halbwolle, ebenso verhält es sich mit der Schoßjacke, die ich aber nur bei alten Frauen gefunden habe, und mit der Schürze, die weit und faltenreich ist, und deren Bänder vorne in Schleifen herabhängen. Die Strümpfe sind weiß oder blau und die hohen Schuhe von schwarzem Leder.
Mädchen und jüngere Frauen sieht man meistens mit dem spitzen schwarzen Filzhut, der mit dicken Goldschnüren am Hutkopf so dicht umwickelt ist, daß diese wie ein breites Goldband denselben umgeben; sie enden in zwei dicken Goldquasten, die beim Aufsetzen des Hutes dem Nacken zugekehrt werden. Die untere Seite der Krempe ist mit farbigem, oft bunt geblümtem Stoff gefüttert, in Faltenlagen, die sich strahlenartig, zum Hutrand hin, ausbreitend, während um die Öffnung des Hutes eine den Kopf wie ein Schein umgebende Goldtresse gesetzt ist.
Diese allgemeinste und kleidsamste Form der Kopfbedeckung erfährt in der Jachenau nur zuweilen die Veränderung, daß, wie schon bei der Männertracht erwähnt wurde, der Hutkopf mit hellgrünem oder schwarzem Band umwickelt wird, das nach hinten in Schleifen herabhängt; nur Deckel und Krempe lassen in diesem Falle noch den Grundstoff des schwarzen Filzes erkennen.
Dann ist auch die runde schwarze Otterfellkappe mit dem goldenen Deckelchen, das in Form eines Kreuzes die Höhe der Mütze einnimmt, durch ganz Oberbayern gebräuchlich, und endlich wird am Schliersee noch eine den Kopf eng umschließende gestrickte Kappe von schwarzer Baumwolle von Frauen und Kindern jeden Alters getragen.
*) Gewebe aus Baumwollkette und Alpaka-, Mohair-, oder Wollschuss in Leinwand oder Panamabindung. Quelle: Stofflexikon.
Quelle: Volkstrachten. Original-Zeichnungen mit erklärendem Text von Albert Kretschmer. Maler und Professor am Königl. Hoftheater Berlin. Leipzig J. G. Bach’s Verlag (Fr. Eugen Köhler) 1887. Deutsche Volkstrachten von 1864-1870.
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